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Redebeitrag des Awiro e.v zur möglichen Schließung des JAZ

Wir als Awiro e.V. solidarisieren uns mit dem JAZ. Wir empfinden es als Skandal, dass das alternative Jugendzentrum über die Klinge springen soll, damit der Businessplan einer Wohnungsbaufirma aufgeht. Der Awiro e.V. ist aktuell ebenfalls in Bedrängnis und einigen wäre es lieb wenn er eher heute als morgen zugrunde geht. Aufgrund des unzureichenden Angebots unkommerzieller Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in Kröpeliner Tor Vorstadt treffen sich viele Jugendliche auf der Straße. Daraus entstehende Phänomene wie Ruhestörung oder Verschmutzungen wurden seit 2007 massiv dem Awiro e.V., Betreiber der Jugendbegegnungsstätte Café Median in die Schuhe geschoben. In Kooperation mit verschiedenen zuständigen Ämtern wurde auf eine verbindliche Schließzeit um 22 Uhr für das Café gedrungen. Der Betreiberverein Awiro wurde in der Folge in bisher ungekanntem Ausmaß mit Bußgeldern überhäuft. Immer wieder stellte sich in Kontakt mit den einzelnen zuständigen Behörden heraus, dass die Polizei permanent mit allen Ämtern in Kontakt steht und versucht Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen die den Awiro betreffen. Das Café Median wurde seit dem Sommer 2007 verstärkt observiert. Dies beschränkte sich nicht auf vorbeifahrende Streifenwagen, sondern geschah auch vermehrt durch die Sondereinheit Mobile Aufklärung Extremismus, kurz MAEX. Die Einhaltung der 22 Uhr Regelung wurde von Zivilbeamten penibel überwacht.

Die Praxis Abweichungen von der Norm als Störungen der öffentlichen Ordnung zu markieren trifft in etwas anderer Hinsicht auch das JAZ. Wo im Falle des Awiro das Szenario eines Hortes der Kriminalität gezeichnet wird, verortet man das JAZ als beständige Quelle von Ruhestörungen. Beides dürfen wir nicht hinnehmen!

Das Jaz ist ein Ort an dem Menschen auf einfache und kostengünstige Weise Zugang zu einem enorm vielfältigen kulturellem Angebot erhalten. Nachdem die Stubnitz aus Rostock weggekelt wurde steht mit dem JAZ einer der letzten wirklich alternativen Veranstaltungsorte auf der Klippe. Und es macht allen Anschein als gebe es genügend Leute, die das Jugendzentrum auch in den Abgrund stürzen wollen. Für uns ist diese Vorstellung absolut inakzeptabel!

Mit dem JAZ würde allerdings nicht nur ein wichtiger Veranstaltungsort sterben. Im JAZ kann sich jede und jeder einbringen. Selbermachen statt Machen lassen und bezahlen – dass ist ein wichtiges Grundprinzip der Jugendarbeit im JAZ. Die anhaltende Law and Order Politik, die immer wieder alternative Veranstaltungsorte an die Wand drückt, hinterlässt dagegen eine Kulturlandschaft, in der zählt, was Geld bringt. Die Ergebnisse der Kommerzialisierung sind nicht nur eine Frage des guten oder schlechten Geschmacks. Wenn in Rostock nur noch die kommerzielle Clubszene übrig bleiben, die sexistische Rapper wie Frauenarzt auftreten lassen, weil es Geld bringt; wenn Clubs übrig bleiben, die erst nach antifaschistischem Protest ein Konzert mit der Naziband Kategorie C absagen, dann ist das drohende Sterben des JAZ auch ein politische Frage.

Wo wir schon bei den Nazis sind: Zur heutigen Demo beklagen die Nationalen Sozialisten Rostock -die aktionistischste Nazigruppierung dieser Stadt- dass diese, unsere Demo nur Kosten für einen Polizeieinsatz produziert.

Dann ergänzen sie, dass sie aber selbst keine Forderungen danach stellen, dass unsere Demo verboten wird, weil sie, wenn es soweit ist, im Interesse des deutschen Volkes ihre Politik durchsetzen wollen. Und das heißt konkret, was es immer bei Nazis heißt, sie wollen ihre mörderischen Ideologien in mörderische Praxis überführen. Genau gegen diese Ideologien und ihre Träger richtet sich der Kampf von Antifaschistinnen und Antifaschisten. Und das JAZ ist auch ein Ort, wo gegen diese Ideologien angekämpft wird.

Denn im Jugendzentrum finden Bands und Initiativen ein Publikum, welche sich ganz klar gegen menschenverachtende Ideologien positionieren. Hier wird also nicht nur unterhalten, sondern auch ein Raum geschaffen, indem politische Diskurse stattfinden können. Hier gibt es einen Raum indem Menschen sich darüber verständigen können, wie sie sich ein besseres Leben vorstellen. Hier können sie Erfahren, dass sie nicht allein sind und daran gehen ihre Ideen umzusetzen. In unserem gemeinsamen Kampf um selbstbestimmte Räume treffen wir immer wieder auf dieselbe bornierte Mentalität und auf dasselbe Unverständnis. Man begegnet uns mit einer Haltung die von uns verlangt die Steuern zu zahlen, die Fresse zu halten und gefälligst keine weiteren Forderungen zu stellen. Aber doch, ja! Wir stellen Forderungen und wir kämpfen für unsere Sache!

Deshalb: Zeigt euren Protest!

Werdet laut!

Sorgt dafür, dass wir gehört werden!

 

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