Interview mit Michael Bodicke zur YaBasta-Kampagne des Proje ...
Anlässlich der vom Infoportal für antifaschistische Kultur und
Politik aus Rostock gestarteten Soli Kampagne für die Zapatisten in
Chiapas/Mexiko gab Michael Bodicke, Sprecher des Infoportals, der
Projektzeitung „Newsticker“ ein Interview.
Michael, die YaBasta-Kampagne startete im September 2010. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, so eine doch sehr aufwendige Aktion zu machen?
Antwort: Die Idee kam uns bereits im Mai, als wir von der Ermordung
Jyri Antero Jaakkola und Beatriz Cariño gehört hatten. Beide waren mit
einem Hilfskonvoi auf dem Weg in ein von Paramilitärs umzingeltem Dorf
im Süden Mexikos. […] Es war zwar nicht das erste Mal, dass auf
Hilfskonvois geschossen wurde, aber die Brutalität des Angriffes
brachte uns zu dem Entschluss, das Leid der Zapas öffentlich zu machen.
Natürlich gab es vor uns schon Gruppen, die das taten.
Was genau wolltet ihr mit eurer Kampagne erreichen?
Antwort: Zunächst einmal sahen wir die Vorbereitungen als ein Ansporn,
uns selbst mit den Zapas mehr auseinander zu setzen. Wir kannten sie
natürlich schon vorher, aber richtig intensiv recherchieren- dazu hatte
niemand von uns die Zeit.
Als Zweites hatten wir uns die Aufgabe gestellt, eine möglichst breite
Öffentlichkeit herzustellen, deshalb war eine gründliche Vorbereitung
unerlässlich. „So wie es ist, bleibt es nicht“ lautet ein Zitat. Wir
wollen die Menschen zum nachdenken anregen, wie eine bessere
Gesellschaft als die, in der wir jetzt leben, aussehen könnte. […] Die
Zapas haben in der Vergangenheit viele gute Impulse gegeben, auch wenn
sie natürlich nicht perfekt sind.
Habt ihr die Kampagne alleine gemacht oder habt ihr euch auch Partner_Innen gesucht?
Antwort: Wir haben von Anfang an versucht, so viele Menschen wie
möglich mit ins Boot zu nehmen. Leider ist uns das nicht immer
gelungen, viele Leute wollten oder konnten nicht zu den
Vorbereitungstreffen kommen. Andere wiederum freuten sich gerade zu
über unsere Initiative, wie das Rostocker Friedensbündnis. Auch haben
wir Kontakt zum Ya-Basta-Netzwerk aufgenommen, das schien logisch,
schon weil wir unserer Kampagne den gleichen Namen gegeben hatten. In
einem länger andauernden Dialog konnten wir Fehler, die wir bei den
Planungen unserer Kampagne gemacht hatten, wieder korrigieren. So haben
wir den Einleitungstext der Kampagne auf Anraten verschiedener Menschen
etwas geändert und auch ein zweites Plakatmotiv, zu dem ersten,
entwickelt. Das zweite Motiv legt mehr Wert auf die La Orta – die
„Andere Kampagne“ und nicht auf den bewaffneten Aufstand 1994.
Die Kampagne startete am ersten September 2011 und endet am ersten Februar 2011. Habt ihr euch etwas dabei gedacht?
Antwort: Tatsächlich wollten wir bereits im August mit der Kampagne
starten, aber die Vorbereitungen waren einfach zu umfangreich, als dass
alles in wenigen Wochen fertig sein konnte. Das Ansprechen von
potenziellen Partnern und gut recherchierte Artikel nehmen eben doch
sehr viel Zeit in Anspruch. Wir haben uns deshalb auf den ersten
September, dem Weltfriedenstag, als Startpunkt für die Kampagne
genutzt. Dabei konnten wir auch von den jährlich stattfindenden
Infoständen des Rostocker Friedensbündnis sowie einer Kundgebung am
Nachmittag profitieren. Das Ende der Kampagne ist aber viel banaler:
wir brauchten ein Ende und da im Dezember und Januar erfahrungsgemäß
die Meisten mit Weihnachten und Sylvester beschäftigt sind, haben wir
uns entschlossen, das Ende in den Februar zu setzen.
Im Februar geht eure Kampagne dem Ende entgegen. Was habt ihr danach geplant?
Antwort: Wir werden uns auch nach der Kampagne weiter mit den Zapas
auseinandersetzen. Konkret haben wir bis jetzt vor, die erarbeiteten
Texte aus der Kampagne in einem Heft zusammen zufassen, damit sie nicht
verloren gehen. […] Es sind auch noch einige neue Plakatmotive in
Arbeit, wir werden also auch in Zukunft Rostock und M-V mit Stickern
überschwemmen.
Was auf jeden Fall auch wieder auf uns zu kommen wird, ist der 8.Mai
2011, aber was genau wir da machen, das steht noch in den
buchstäblichen Sternen. Für Ideen und Vorschläge sind wir auf jeden
Fall immer zu haben…
Vielen Dank für deine Zeit und natürlich für deine Antworten, Micha.
Antwort: Kein Problem, ich habe zu Danken.
Die Fragen stellte Frank Bartmann.
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INO
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Als Infoportal für antifaschistische Kultur und Politik aus Mecklenburg-Vorpommern berichten wir über gesellschaftliche Missstände im Nordosten der Bundesrepublik und dem Rest der Welt. Wir zeigen Möglichkeiten des Widerstandes und Alternativen zum bürgerlichen System auf, um der kapitalistischen Verwertungslogik - die soziale Ungleichheit, den ökologischen Kollaps und nicht zuletzt das Erstarken von rassistischen, sexistischen, antisemitischen und anderen reaktionären Einstellungen mit sich bringt – entgegen zutreten.
Antifaschismus bedeutet für uns mehr, als nur „Gegen Nazis“ zu sein. Die Untersuchung der Ursachen für faschistische Regime der Vergangenheit und der Gegenwart sind genauso Aufgaben einer emanzipierten Linken, wie die Bekämpfung des weiter erstarkenden Rechtspopulismus, der seine islamophoben Ansichten in bürgerlich-rechtsstaatlichen Meinungen zu verbergen sucht.
Die Ausgrenzung von Minderheiten, wie vermeintliche Ausländer und Andersdenkende, gehören immer noch zum Alltag in der Bundesrepublik und in M-V. Der Kampf gegen neofaschistische Einstellungen muss für uns auf allen Ebenen geführt werden: auf den Straßen, in den bürgerlichen Parlamenten und besonders in den Köpfen der Menschen.
Der Schutz der Ökologie ist für uns ebenso wichtig, wie der unmittelbare Kampf gegen den Kapitalismus. Als Teil des Ökosystems der Erde sind wir Menschen nicht „Krone der Schöpfung“. Wir sind Teil der Ökologie und müssen uns als solchen begreifen. Selbst hier hat die kapitalistische Gewinngier einen übergroßen Anteil an der ständigen Zerstörung der Umwelt und Natur. Auch gegen diese Vergewaltigung an dem Planeten Erde setzen wir uns zu wehr.
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