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Bürgerschaft vom Balkon - eine fast unpolitische Zusammenfa ...

Wer war eigentlich schon mal bei einer Bürgerschaftssitzung? Selbst in meinem kommunal-politisch interessiertem Rostocker Freundeskreis folgt auf diese Frage mehrheitlich nur ein leichtes Räuspern und der übliche Rechtfertigungsversuch: „Wollte ich immer schon mal, aber...“ oder „Muss man eigentlich...“ Das war natürlich auch meine Standardausrede, nun aber nach den Kommunalwahlen im Juni, der in Folge dessen leicht durchgeschüttelten Politiklandschaft in Rostock und meinem lang geplanten Vorsatz, auch einmal dabei zu sein, wenn grundlegende städtische Entscheidungen getroffen werden, habe ich am 09.September mit meinem gelben Registrierungszettel auf der Empore über dem Bürgerschaftssaal Platz genommen und zugehört. Und es war alles andere als kurzweilig. Dem demokratischen und deutsch-bürokratischen Anspruch nach Einhaltung aller Formalien genügend, wird zunächst einmal die nicht enden wollende Tagesordnung mit allen Antragseinzelheiten und Zählnummern (oder so) von der Bürgerschaftspräsidentin vorgelesen und dann zur Abstimmung gegeben. Der erste Grund mit dem Sitznachbarn zu schwatzen und prompt vom korrekten Bürgerschaftsdienst zur Ruhe gemahnt zu werden. Wenn das geschafft ist, geht es an die Abarbeitung der einzelnen Punkte. Und da wird es richtig anstrengend, denn teilweise wird ein im Grundsatz mehrheitlich befürworteter Antrag, der aus Sicht irgendeiner Fraktion kleine Schönheitsfehler hat, noch einmal als Änderungsantrag eingebracht, der die Sache an sich nicht in Frage stellt, aber doch einige wichtige oder unwichtige Details ergänzt.Dann folgt wieder eine Debatte, wieder eine Abstimmung und die Verkündung des Beschlusses. Sie haben schon abgeschaltet? Tun Sie das nicht, denn die teilweise rhetorisch hochklassigen Wortgefechte der Fraktionsvorsitzenden sind es dann doch wert, weiter zuzuhören und sich ein thematisches Ziel zu stellen, falls man nicht bis zum Ende ausharren will. Für uns und einige Mitzuhörer war es dieses Mal der Tagesordnungspunkt „FRIEDA 23“. Die Finanzierung dieses wichtigen Kultur- und Medienprojekts ist nach jahrelangem Ringen in einen Zeitrahmen gesetzt worden, der das Weiterbestehen sichert. Die gesamte Chronik dazu mit interessanten Kommentaren ist übrigens in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Stadtgespräche“ nachzulesen (www.stadtgespraeche.de). Mein Fazit: Politik bleibt wichtig, auch wenn es notwendige und mitunter langweilige Passagen gibt. Es geht nichts über einen authentischen und unmittelbaren Eindruck zur Arbeit der Abgeordneten, Senatoren und des Oberbürgermeisters. Die Sitzung repräsentiert natürlich nur den Teil, der öffentlich sichtbar ist. Vorabsprachen, Ausschusstätigkeit, politisches Taktieren usw. spielen sich im Hintergrund ab und bereiten viele Entscheidungen vor. Aber gerade diese Mischung lässt allen Bürgern, die es wollen, die Möglichkeit der aktiven Beteiligung. Wer auch einmal dabei sein will, kann unter http://195.37.188.171/bi/allris.net.asp mehr Informationen finden und sich anmelden.