01. Mai- Rostock
Überall in Rostock versuchten die Nazis
zu mobilisieren und ihr Anliegen zu (v)erklären. Besonders in den
Außenbezirken, wurden von den Faschist_Innen jede Menge Plakate
angebracht, die zur Demo am 1. Mai mit dem Motto „Freiheit statt BRD“
aufrufen sollten. Parallel dazu verteilte die NPD Flyer in ihrem
typischen Layout in den Briefkästen, aber auch in der Innenstadt wurden
weniger offensichtliche, aber dennoch von der NPD stammende Flyer in
diversen Cafés ausgelegt. Dies zeigt wieder mal wie die ach so
„demokratische“ NPD Hand in Hand mit so genannten „Freien Kräften“ und
„Autonomen Nationalisten“ zusammenarbeitet. Die rechte Szene verfügt in
Mecklenburg-Vorpommern über ein weitreichendes Netz.
Diesem rechten Netz stellte sich ein
breites Bündnis von Nazigegner_Innen entgegen. Auf unterschiedlichste
Weise wurde bereits im Vorfeld gegen die Nazis vorgegangen. Rechte
Plakate, Flyer und Schmierereien wurden massenhaft entfernt.
Antifaschistische Stadtspaziergänge wurden durchgeführt. Kreativ und
vielfältig wurde zum Widerstand gegen die Nazis aufgerufen und für den
1. Mai geplant.
Höhepunkt der Aktionen war die Auftaktdemo am 30.04. in
Rostock-Lichtenhagen. Mit vielen Redebeiträgen wurden die mehr als 350
Teilnehmer_Innen (150 mehr als erwartet) über Nazistrukutren in Rostock
Lichtenhagen informierten. Auch DKP und SDAJ waren dabei und brachten
ihren Protest zusammen mit vielen jungen Leuten auf die Straße.
Am 1. Mai selbst sammelten sich die
Nazigegner_Innen bereits früh in Lütten Klein Zentrum. Es gab diverse
Infostände, unter anderem von VVN-BdA, Antifagruppen und einen
gemeinsamen Stand der DKP Rostock und SDAJ in Rostock. Das Ganze war
umgeben von vielen Interessierten und einem großen Polizeiaufgebot mit
vielen Partrollyen, die sich verglichen mit andern linken Protesten
zunächst relativ ruhig verhielten.
Aber als die Menschenblockaden gebildet werden sollten, behinderten
Polizeikräfte die friedlichen engagierten Menschen massiv daran vom
Kundgebungsort in der Helsinkier-Straße zur Demonstrationsstrecke der
Faschist_Innen zu gelangen.. Versuche durch Seitenstraßen und
Häuserblöcke zu geeigneten Blockadepunkten zu gelangen scheiterten.
Nach etwa einer halben Stunde kam es an der Kreuzung von
St.-Petersburger Straße und Trondheimer-Straße zu einem erfolgreichen
Durchbruch junger Antifaschist_Innen. Dabei kam es zur massiven und
ungerechtfertigten Gewaltanwendung durch Einsatzkräfte und zu
zahlreichen temporären Festnahmen einiger Genossen und Genossinnen.
Jedoch wurde der erste Erfolg des Arbeiterkampftages in Rostock
verzeichnet: etwa 120 Antifaschist_Innen errichteten eine Sitzblockade
auf der Zubringerbrücke zwischen Groß Klein und Lütten Klein und
besetzten somit einen strategisch wichtigen Platz. Die Blockade konnte
bis zum Ende der Veranstaltung aufrecht erhalten werden!
Bereits seit dem frühen Morgen
blockierten weitere 150 Antifaschist_Innen in stetig wachsender Anzahl
die Warnowallee. Blockadewilligen, die sich noch auf dem zentralen
Anlaufpunkt in der Helsinkier-Straße befanden, wurde die Unterstützung
der Blockade lange verweigert. In intensiven Verhandlungen mit der
Polizei konnte jedoch eine begleitete Überführung vereinbart werden,
die nach einigen Schwierigkeiten in der Befehlshierarchie der
Einsatzkräfte umgesetzt wurde. So konnten 400 Menschen in guter
Stimmung die Kreuzung Mecklenburger Alle/Petersburger-Straße friedlich
besetzen. Nachdem bekannt wurde, dass der Demonstrationszug der
Faschist_Innen kurzfristig in den benachbarten Stadtteil Groß Klein
verlegt wurde, versuchte man durch eine spontane Demo dorthin zu
gelangen. Hunderte Nazigegner_Innen wurden daraufhin eingekesselt.
Wieder kam es zu brutalen Gewaltszenarien ausgehend von der Polizei.
Gegen 14.00 Uhr wurde der Kessel geöffnet. Dutzende Antifaschist_Innen
bewegten sich daraufhin nach Groß Klein um sich dem Gegner direkt in
den Weg zu stellen. Es kam jedoch nicht zu direkten Konfrontationen.
Die Nazis hatten keine Chance ihre
angestrebte Route zu laufen, denn noch bleibt festzustellen dass 400
Nazis durch Teile Rostocks marschierten. Auch wenn sie ihr Ziel nicht
erreicht haben, werden die Nazis dies als Sieg werten.
Mit einer noch größeren Beteiligung
hätte der Aufmarsch effektiver be- oder gar verhindert werden können.
Leider verweigerte sich der DGB in diesem Jahr bezüglich des
Arbeiterkampftages mit Parteien zu kooperieren. So kam es zur
intensiver Bündnisarbeit nur zwischen verschiedenen Parteien, Verbände
und lokalen Organisationen gegen die Faschisten.
Doch kam es bei der Bündnisarbeit unter dem Motto „Rostock nazifrei“
immer wieder zu Schwierigkeiten. Hier seien nur einige Probleme
aufgelistet:
Breite Beteiligung führt immer auch zu einer breiten Streuung von
Meinungen, was während der Vorbereitungen zum 01. Mai immer wieder zu
unproduktiven Diskussionen und Spaltungen geführt hatte; So kam es zur
Aufteilung der Organisation: es wurde erstens ein Fest im Fischerdorf
(wo vor allem die großen Parteien beteiligt waren) und zweitens
Blockaden und eine Kundgebung mit Infoständen im Zentrum Lütten Kleins
organisiert.
Immer wieder kam es zu Fehlern und Lücken im Informationsaustausch, wobei die Gründe dafür noch geklärt werden müssen.
Zu Beginn der Organisationsarbeit standen bis zum 1. Mai gerade noch
etwas über 30 Tage zur Verfügung und auch personell wurden die
vorhandenen Möglichkeiten bei weitem nicht voll ausgeschöpft.
Auch wenn die Umstände sicher schwierig waren, bieten solche Bündnisse
stets die Möglichkeit intensiver Vernetzung. Gerade in Rostock, wo eine
Vielzahl von linken Gruppen existiert, die aufgrund ihrer Größe jedoch
nur selten allein produktiv arbeiten können, sollte diesem Argument
Beachtung geschenkt werden.
Die Vernetzung demokratischer und
fortschrittlicher Organisationen in Rostock muss enger und
Zielgerichteter werden. Der Kampf gegen den Faschismus muss dabei
absoluten Vorrang einnehmen!
Die DKP und SDAJ hatten sich an der
Bündnisbildung beteiligt, die Mobilisierung nach ihren Kräften stark
unterstützt und sich an den Protesten beteiligt. Doch wir wissen dass
dies allein nicht reichen wird, Antifaschismus muss Alltag werden!
Jeder Rostocker und jede Rostockerin muss sich deutlich und aktiv gegen
den Nationalismus und für die Freiheit einsetzen!
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Zusatzinformationen
Name
Ortsgruppe Rostock der Deutschen Kommunistischen Partei
Beschreibung
Nach langer stillschweigender Existenz ist die Ortsgruppe der DKP in Rostock, sowie viele andere Ortsgruppen in ganz Mecklenburg- Vorpommern, nun wieder vermehrt aktiv. Unsere bunt gemsichte Gruppe bemüht sich um die Verknüpfung mit anderen antifaschistischen Gruppierungen in Rostock.
Für junge Interessierte befindet sich nun auch die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend SDAJ in Mecklenburg- Vorpommern im Aufbau.
Webseite
http://www.dkp-mv.de/
Kontaktdaten
Postanschrift:
DKP Rostock
Postfach 15 10 17
18061 Rostock
Telefon:
0381-7 69 78 43
E-Mail:
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