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Nach Attacke auf NSU-Gedenken: Verfahren gegen Michael Fisch ...

Michael Fischer galt lange Jahre als
Führer der „Nationalen Sozialisten Rostock“ (NSR). Regelmäßig
war er bei Nazi-Aufmärschen anwesend und organisierte mit seinen
„Kameraden“ nicht zuletzt in der Hansestadt immer wieder
Aktionen. Sachbeschädigungen, wie das Beschmieren des Denkmals der
„Opfer des Faschismus“ und dutzende Graffitis, gehen genauso auf
das Konto der NSR, wie die Verletzung von Persönlichkeitsrechten
Anderer. Mit vermeintlich kreativen Aktionen versuchten die NSR um
Michael Fischer auch Menschen in der Rostocker Innenstadt
anzusprechen, in der die neofaschistische Szene – im völligen
Gegensatz zu den äußeren Plattenbaugebieten – keinen Fuß fassen
konnte.
Bundesweit in die Schlagzeilen gekommen
ist Michael Fischer, als seine Partnerschaft zu Nadja Drygalla
bekannt wurde. Drygalla vertrat die Bundesrepublik während den
Olympischen Spielen in London und reiste schließlich aus dem
Olympischen Dorf ab, nachdem ihre Beziehung immer größere Kreise
zog. Obwohl die Beziehung Drygalla-Fischer zumindest dem
Innenministerium seit Monaten bekannt war, durfte Fischers Freundin
mit dem offiziellen Staatssegen nach London reisen.
Im Februar 2012 wurde erstmals Memhet
Turgut gedacht, der 2004 im Stadtteil Toitenwinkel vom
selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU)
ermordet wurde. Während dieses Gedenkens störte eine Gruppe junger
Nazis die Veranstaltung und verletzte schließlich sogar einen
Zivilbeamten. Gegen Fischer und zwölf weitere Personen, die sich dem
Spektrum der NSR zuordnen lassen, wurden Ermittlungen aufgenommen. Da
der Fall aber nicht mehr rekonstruirt werden könne, wie die
Staatsanwaltschaft behauptet, wurden diese nach zehn Monaten allesamt
eingestellt. Im Falle einer Verurteilung hätte Fischer ins Gefängnis
wandern müssen.
Nachdem selbst bürgerliche Medien über
die Beziehnung einer ehemaligen Polizeianwärterin und späterin
Olympiaruderin mit einem ehemaligen NPD-Landtagsabgeordneten
berichteten, distanzierte sich Fischers Freundin, die heute
Sportsoldatin der Luftwaffe in Frankfurt/Oder ist, ganz offiziell von
rechtem Gedankengut. Da ihre Distanzierung auf Grund ihrer
Entscheidung für eine Beziehung mit dem (ehemaligen) Neonazi Fischer
nur wenig glaubhaft klang, trat wenig Später Fischer selbst vor die
sprichwörtlichen Kameras und erklärte seinen „Austieg“ aus der
rechten Szene, sowie den Austritt aus der NPD. Zumindest Letzteres
dürfte stimmen, aber auch seine Beteuerungen wirkten alles andere
als übezeugend. In einem dpa-Interview durfte Fischer dennoch den
geläuterten Ex-Nazi spielen. In seinem ganzen Gespräch sucht mensch
konkrete Distanzierungen vergeblich. Auch einen Artikel für das
NPD-nahe Portal „Mupinfo“ schrieb Fischer noch Mitte Juni, also
nach seinem offiziellen Ausscheiden aus der neofaschistischen Partei.
Während (andere) „Aussteiger_Innen“
von Nazis regelmäßig Drohnungen ausgesprochen bekommen und nicht
selten um ihre Gesundheit und ihr Leben fürchten müssen, hüllt die
rechte Szene Fischer geradezu in Wohlwollen. Auf Mupinfo, der selben
Seite, auf der Fischer noch vor ein paar Monaten veröffentlichte,
schrieb Dirk Vorbröker schwärmerisch von „Selbstverteidigung“
während der Gedenkkundgebung zu Mehmet Turgut. Sich in einer Gruppe
von 20-30 Personen mit Eisenstangen vor zwei (!) Zivilbeamten
schützen zu wollen – das erscheint etwa so "selbstverteidigend"
und glaubwürdig wie Fischers Sinneswandel selbst.
Der vermeintliche Rechtsstaat, der
selbst bei der Aufklärung des NSU kläglich versagt hat und
weiterhin versagt, war offenbar weder Willens noch in der Lage, den
Angriff auf einen seiner Beamten wirksam zu ahnden. Wäre dieser
Angriff von einer Gruppe Linker durchgeführt worden, dann würden
die Angeklagten schonmal ihre Reisekoffer für den nächstgelegenen
Knast packen können.