Krieg in Gaza
Hotel in Jerusalem von
Terroristen gesprengt, mehr als 100 Tote, meldet die BBC !
Was denkt ihr bei dieser
Nachricht? Klar, die „radikal islamistische“ Hamas hat wieder
zugeschlagen, aber falsch!
Ich meine das Hotel „King
David“ Sitz der britischen Militärverwaltung in Palästina, dass
am 22.7. 1946 von der rechtszionistischen Untergrundarmee IRGUN unter
Führung des späteren israelischen Präsidenten Menachem Begin in
die Luft gejagt wurde, alles waren zivile Opfer – kein einziger
britischer Soldat wurde getötet!
Mindestens so weit müssen
wir zurückgehen, wenn wir den Nahostkrieg, der praktisch aber noch
30 Jahre länger andauert, verstehen wollen. Damals waren die
späteren Israelis die Terroristen und die Britische Armee die
gehasste Besatzungsmacht. Wir wissen heute, die Juden haben gesiegt
und zwei Jahre später ist die Besatzungsmacht gedemütigt abgezogen.
Die historische Abstimmung in der UNO Vollversammlung am 29. November
1947, also vor genau 65 Jahren, bei der mit Zweidrittelmehrheit eine
Teilung in einen jüdischen und einen arabischen Staat beschlossen
wurde, war aufgrund der Geschichte und der unversöhnlichen
Standpunkte von Arabern und Juden zum Scheitern verurteilt.
Noch vor Abzug der Briten
begann der Terror der jüdischen Geheimarmee gegen die arabische
Bevölkerung mit dem Ziel der direkten oder indirekten Vertreibung.
Das Massaker von Deir
Yassin im April 48 mit über 100 Toten, darunter viele Frauen und
Kinder versetzte die arabische Bevölkerung in Panik
Der so genannte
Unabhängigkeitskrieg wurde durch den Angriff der arabischen Staaten
auf den neu gegründeten Staat Israel ausgelöst, in dessen Verlauf
die israelische Armee die Oberhand über die militärisch schlecht
vorbereiteten und unkoordiniert agierenden arabischen Truppen gewann.
Bis zum Ende des Krieges verloren bis zu 750.000 Palästinenser ihre
Heimat –. Die verlassenen Städte und fast 400 Dörfer wurden
sofort von jüdischen Einwanderern besiedelt. Dörfer, die man nicht
benötigte, wurden zerstört, um eine Rückkehr der Araber unmöglich
zu machen. Die Waffenstillstandslinie deckte sich ziemlich genau mit
den Grenzen, welche die Jewish Agency 1946 der UNO vorgeschlagen
hatte.
Alle weiteren Kriege hat
Israel zur Ausdehnung seines Landes nutzen können, aber man konnte
nicht mehr wie in den Nachkriegswirren die Einwohner vertreiben, also
blieben im Westjordan und Gaza heute zusammen 4 Millionen Araber und
in Ostjerusalem und Westjordan im Ergebnis eines völkerrechtlich
verbotenen Besiedlungsplans mehr als 200 000 jüdische Siedler. 7
meter hohe Grenzmauern durchschneiden den Westjordan- dagegen war die
Berliner Mauer ein Gartenzaun.
Alle Lebensadern der
arabischen Einwohner sind durchtrennt, diese Politik läßt sich mit
der früheren südafrikanischen Apartheitsregierung vergleichen, wo
auch die einheimische Bevölkerung in abgetrennten Homelands
ghettoähnlich eingepfercht wurde.
Das wohl größte Ghetto
der Welt ist der Gazastreifen an der Grenze zu Ägypten.
1,7 Millionen Menschen
vegetieren auf einer Fläche etwa doppelt so groß wie Rostock, es
gibt dort Flüchtlingslager die sind mit 60.000 Menschen auf einem
Km²
doppelt so dicht besiedelt
wie die Elendsquartiere von Mumbai. Die Bevölkerung verdoppelt sich
alle 15 Jahre, das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 17
Jahre! 80 % der Menschen sind arbeitslos, die Wirtschaft ist zerstört
wie auch die Infrastruktur, z.B: der Flughafen seit 2001. Die Küste
ist durch Israel blockiert, alles was zum Leben gebraucht wird, kommt
von Hilfsorganisationen oder durch Tunnel an der ägyptischen Grenze.
Wer überhaupt etwas besitzt, hat Verwandte im Ausland oder kann
sich bei staatlicher Verwaltung bedienen.
Seit dem Abzug von
israelischer Armee und Siedlern in 2005 gab es immer wieder
Bombenangriffe aus Israel
als Vergeltung für Raketenangriffe auf israelisches Territorium, das
gipfelte im Einmarsch von Bodentruppen im Dezember 2008 mit über
1000 Toten und darum ist das heute überhaupt unser Thema. Gewaltige
Bombardierungen in den letzten Tagen, wieder als Vergeltung
deklariert,
nur sind im Ergebnis der
Hamasraketen einige Fenster und Autos kaputt gegangen, während unter
den Arabern schon wieder 150 Tote auf der Racheliste stehen.
Auch wenn wir hoffen
wollen, dass es bald einen Waffenstillstand gibt, auch der wird nur
einige Zeit halten.
Frieden wird es in Nahost
nur geben, wenn endlich der rechtsradikale Israelische
Ministerpräsident Netanjahu die zahlreichen UNO Resolutionen umsetzt
und alle besetzten Gebiete und illegalen Siedlungen räumt und der
Zweistaatenlösung zustimmt. Dann würden vielleicht auch die seit
1948 vertriebenen Palästinenser auf ihr Rückkehrrecht verzichten
und die Existenz Israels anerkennen.
Israel wäre damit immer
noch doppelt so groß wie nach dem Teilungsplan von 1947 vorgesehen.
Die wirtschaftlichen und
sozialen Probleme Israels sind gigantisch, ungeheurer Militärapparat,
Wohnungsnot und sozialer Abstieg großer Bevölkerungsteile würden
ohne die Dollar Milliarden aus der USA und von jüdischen
Organisationen noch viel größer werden. Gleichzeitig werden
Millionen von jungen Menschen die ohne Hoffnung und Zukunft in
Palästina aufwachsen sich weiter radikalisieren, dann sehen sie
sich als die Freiheitskämpfer, die ihre Heimat von den den
verhassten israelischen Besatzern befreien wollen, so wie die Juden
gegen die Briten bei der Sprengung des King David Hotels vor 66
Jahren.
Abmod
Die Zusammenhänge und die
wechselnden Rollen der Akteure von 1945 bis heute werden sehr
spannend und objektiv im englischen Spielfilm „ Gelobtes Land“
erklärt.
Sehenswert , lief bei ARTE
Anfang 2012.
RK
Sendung Lohro Politikredaktion am 22.11.2012
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James Knis
Beschreibung
1948 in Rostock geboren, war immer hier und hat als Ingenieur, Betriebsratsvorsitzender und Gewerkschafter gearbeitet,jetzt tätig im Sozialmanagment.
verheiratet, 3 Kinder, zwei Enkel. Mitglied der Grünen und Kommunalpolitiker. Schreibt gerne Leserbriefe und stellt unbequeme Fragen.
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