Lohro Politikredaktion neuer Beitrag vom 22.3.12
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Inhalte: Rußland und Putin
Ganztagsplätze für alle Kinder, ein Interview
Unendliche Geschichte- Straßenamen in Rostock
und wieder die Stadtteilnachrichten.
hier ist der Vorabdruck des Straßennamenbeitrags.
Nomen est Omen,sagten schon die Römer und so haben es auch viele Jahrhunderte lang die Herrschenden gemacht um ihre Macht zu zeigen. Städte (Alexandria,Washington, Karl-Marx-Stadt ) Berge, Kanäle und wovon es ziemlich viele gibt: Straßen wurden den gerade angesagten Persönlichkeiten gewidmet.So kam es im 20.Jahrhundert auch in Rostock vom Kaiserreich, bis zum Sozialismus zu vielen neuen Straßennamen, alles unter der Motto „eine neue Zeit muss mit den Symbolen der Alten brechen. So war es auch wieder nach der sogenannten Wende in den 90er .Die Bürgerschaft gründete einen Sonderausschuss und jede der Hunderte von Straßen in Rostock wurde an Hand von Straßenlexikon und Archivmaterial untersucht.Ganze Stadtteile wie Groß Klein (alle Straßen) und Reutershagen wurden mehr oder weniger umbenannt.Groß Klein, wo DDR Funktionäre wie Warncke oder Ketelhohn Namensgeber waren, gingen jetzt an Norddeutsche Kleinstädte. Groß Kleiner Einwohner hatten Glück, die Straßennamen aus der Seefahrt durften bleiben. Denn das war der Ärger der Einwohner, eine Straßenumbennung kostet nicht nur die Stadtverwaltung viel Geld, sondern macht auch den Einwohnern viel Aufwand und Kosten, darum waren die Betroffenen nicht begeistert. Was allerdings ein Blockmacher ist dürfte auch kaum ein Groß Kleiner wissen.Einwohnerproteste halfen auch nicht, im Schmarler Kusnezowring gab es mehr als 1000 Unterschriften, trotzdem ist da heute der Kolumbusring.Sehr ausgewogen sollte es in Reutershagen werden, dort waren Kommunistische Widerständler auf den Straßenschildern und da wurden alle Überlebenden der Nazizeit auf die Bürgerlichen Widerständler (Goerdeler, Bonhoeffer )verteilt.Ansonsten wurde oft der Weltgeschichte entsprochen aus Leningrader wurde Petersburger, Gdansker zu Danziger Straße. Manchmal konnte nur eine Straßenteilung als Kompromiß gefunden werden.So wurde die Karl-Marx-Straße halbiert, die andere Hälfte wieder Detharding Straße. Fragen sie mich nicht welcher Teil welcher ist.Eine besondere Anekdote ist es, wie Rostock zu seinem Adenauer Platz kam. Die CDU wollte das lange, da Adenauer keinerlei Beziehung zu Rostock hatte, gab es dafür in der Bürgerschaft auch keine Mehrheit. Nun sollte aber ein neuer Innensenator gewählt werden. Der SPD Kandidat Dr. M.war bereits in 2 Wahlgängen durchgefallen und so wurde die SPD schwach und Adenauer kam aufs Straßenschild, clever war, das die SPD dann gleichzeitig auch noch einen Kurt-Schumacher Ring herausholte, der aber auch nichts mit Rostock zu tun hatte. Blöd war nur, dass es viele Jahre am Adenauer Platz überhaupt keine einzige Hausnummer gab, aber das war ja auch eigentlich nicht das Entscheidende. Ein Symbol für Rostocker politische Vielfalt ist der Pfosten mit den beiden Straßschildern Rosa Luxemburg und Konrad Adenauer.Nachdem diese Umbenennungsorgien vorbei waren gab es keine Experimente mehr. Straßen wurden nach Flora und Fauna oder Flurnamen benannt, die Entscheidungsgewalt von der Bürgerschaft auf Ortsbeiräte und Hauptausschuss verlagert. Die übergroße Anzahl der Männer als Namensgeber sollte durch Namen von Frauen reduziert werden, kam aber mangels guter Vorschläge auch nicht richtig voran.Eigentlich alles erledigt, wäre nicht die seit Ende der 90 er Jahre von NPD nahen Kreisen verlangte Umbenennung der Illja Ehrenburg Straße immer wieder aufgepoppt. Ein kleines Sträßchen am Westrand von Toitenwinkel zwischen „Fohlenhof“ und „Hafenallee“ . Es soll hier nicht das Schaffen des jüdischen, sowjetischen Schriftstellers Ehrenburg untersucht werden, darüber gibt es mittlerweile dicke Bücher und Forschungen. Und dessen angebliche Aufforderung deutsche Menschen zu töten, ist aus dem geschichtlichen Kontext mM völlig verständlich, wie hätte wohl anders die Rote Armee Deutschland von der braunen Pest befreien sollen.Alle, die von JungenUnion bis zu den „aufrichtigen“ Bürgern des Stadtteils weiter die Umbenennung der Ehrenbergstraße fordern, sollten bedenken ob sie die „nützlichen Idioten“ der Neonazis sein wollen, denen es natürlich nur um die Schmähung des „jüdisch-bolschewistischen Untermenschen“ Ehrenberg geht. Diese Leute würde im Erfolgsfall gleich die nächste Karte ziehen, der nächst „Jud“ bitte schauen wir doch mal ins Straßenlexikon, da sind bestimmt noch welche.Manchmal ist man später auch schlauer , als in der Südstadt Egon Schulz (ein Rostocker Lehrer), der ja als Grenzsoldat der DDR an der Mauer stand und dort starb, umbenannt wurde ,wusste noch keiner ,dass Schulz von einem anderen DDR Grenzer und nicht wie von der DDR Propaganda behauptet vom Westen aus erschossen wurde.Vielleicht wollte Schulz abhauen, rüber machen wie es damals hieß. Also ist der doch ein Maueropfer und damit könnte man ihn doch mit einem Straßennamen ehren oder die Schule bekommt wieder ihren alten Namen.....Nein, nein das ist nicht ernst gemeint. Wenn eine Straße den Namen eines Menschen erhält, sollten sich die Verantwortlichen immer fragen, wird dieser Namen auch unter anderen gesellschaftlichen Verhältnissen noch als Vorbild taugen.Eins kann man noch zur Rostocker Straßennamen Schlacht nachtragen, das war nicht überall in Ostdeutschland so, im kleinen Städtchen Marlow unweit von Rostock, gibt es heute immer noch die Grotewohlstrasse. Dort hatte die CDU immer die absolute Mehrheit , da musste nicht mit Symbolpolitik die politische Macht dokumentiert werden.Ich wohne übrigens in einer Straße die nach ein mittelalterliche Mönch benannt wurde, was das wohl für einer war ? Fragen wir besser nicht so genau nach, eine Straßennamen Umbennung habe ich schon einmal mitgemacht, mir reicht es bis heute.
Nachsatz:
Gerade hat die Linke in der Bürgerschaft einen Antrag auf Namensänderung zugunsten des von den NSU Nazis ermordeten Mehmet Turgut eingereicht. Das halte ich unter den oben beschriebenen Gesichtspunkten für völlig falsch. Eine Tafel oder ein Stein würde den berechtigen Zweck zu Mahnung und Gednken viel besser erfüllen.
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James Knis
Beschreibung
1948 in Rostock geboren, war immer hier und hat als Ingenieur, Betriebsratsvorsitzender und Gewerkschafter gearbeitet,jetzt tätig im Sozialmanagment.
verheiratet, 3 Kinder, zwei Enkel. Mitglied der Grünen und Kommunalpolitiker. Schreibt gerne Leserbriefe und stellt unbequeme Fragen.
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