Mit Gauck per du
Liebe StadtgestalterInnen,
wenige Stunden bevor Jochen Gauck zum Bundespräsidenten gewählt wird, kommt hier mein Beitrag zum Thema aus der LOHRO Politikredaktion. Gesendet am 23.2.11
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Mit Gauck per duDonnerwetter, wir Rostocker werden jetzt alle ein bisschen Bundespräsident.Jochen Gauck einer von uns, aus unserer Hansestadt und ich bin sogar mit ihm per du!Zumindest war ich es, als wir im Winter 1990 gemeinsam Wahlkampf gemacht haben.Seitdem habe ich ihn allerdings meistens im Fernsehen gesehen, schon immer sehr eloquent und präsidial.Ja das Streitgespräch mit Christoph Links 2009 anlässlich 20 Jahre Mauerfall in der HMT, da fand ich aber die Argumente von Herrn Links stichhaltiger. Aber zurück zum Wahlkampf vor 20 Jahren, das waren die ersten und letzten Wahlen zur Volkskammer wo man wirklich die Wahl hatte. Auf der Bündnis 90 Liste für den damaligen Bezirk Rostock stand Pastor Gauck an 1. Stelle, ich war irgenwo weiter hinten. Damals war ich gerade in meinem Betrieb als Betriebratsvorsitzender gewählt worden und so war es mein Part, den sozialen Anteil der Marktwirtschaft für unser Bündnis90, das zumeist aus Mitgliedern des Neuen Forum bestand, einzufordernWir waren fast jeden Abend im Bezirk unterwegs, in Ribnitz, Stralsund, Wismar usw. mal mehr mal weniger Zuhörer im Saal. Jochen Gauck beschrieb immer folgendes Bild:Die Menschen in der DDR können nicht einfach durch eine Welle in der Ostsee durchtauchen und kommen dann als neue Menschen in Demokratie und Marktwirtschaft heraus. Das fand ich sehr wertschätzend und rücksichtsvoll, leider hat Jochen diese hier eingeforderte Geduld mit den ehemaligen DDR Bürgern später als Chef der Stasibehörde nicht immer durchgehalten.Das Wahlergebnis ist bekannt, am 18.3. 1990 bekamen die Bürgerbewegten ein paar kümmerliche Prozente und es reichte nur für einen einzigen Platz aus dem Bezirk Rostock in der Volkskammer, den bekam dann natürlich der Erste auf der Liste unser Rostocker Wendepastor.Das war ja auch nicht für lange, nach einem halben Jahr war es mit der DDR zu Ende. Jochen Gauck war dann 10 Jahre als Chef der Staatsicherheitsunterlagenbehörde regelmäßig mit der öffentlichen Entlarvung von Spitzeln meist bei SPD und PDS in den Medien präsent.Nicht umsonst wurde das meist Gauckbehörde genannt und wer "gegauckt" wurde, war als IM enttarnt. Im öffentlichen Dienst war dann meist auch der Job weg. Bis zum Rücktritt Köhlers war wenig von Jochen in den Medien zu vernehmen, in Rostock wohnt er auch nicht mehr. Die Raffinesse von SPD und Grünen ihn vor 2 Jahren zum Präsidentenkandidaten gegen Wulff aufzustellen, war natürlich kalkuliert, man wußte das die Linke ihn nicht wählt und dann Frau Merkel ihren Kandidaten mit der schwarzgelben Mehrheit in der Bundesversammlung durchbekommt. Auch diesmal können die rotgrünen Strategen nicht vermutet haben, das die erneute Nominierung von Jochen Gauck am Ende zur Kandidatur der nationalen Einheitsliste wird. Aber nun scheint es doch sicher, dass genau 20 Jahre nach unserem Bündnis 90 Wahlkampf für die Volkskammer, unser damaliger Spitzenkandidat Präsident aller Deutschen wird, welche Karriere.Eins muss er noch erledigen, in wilder Ehe ins Schloss Bellevue einziehen, das geht nicht, dass werden die Moralapostel noch einfordern. So einfach heiraten geht auch nicht, der Mann ist noch verheiratet, lebt seit 20 Jahren getrennt. Vielleicht gibt es da eine Schnellscheidung, aber aufpassen, Jochen keine Privilegien einfordern, das geht schief. Bundespräsidenten werden scharf beobachtet. Ich bin sicher, alle Parteien der Gauckschen Koalition werden sich abwechselnd über diesen Präsidenten ärgern, der passt in keine Schublade und wird ohne ansehen seine Pfeile absenden.Ganz bestimmt wird sich Jochen Gauck nicht zu kostenlosem Urlaub und anderen Wulffschen Dummheiten verleiten lassen und solche "Maschmeiers" haben wir auch nicht in Rostock.Nun wird ja gerade in Rostock die Frage diskutiert, soll Gauck Ehrenbürger werden?In einer OZ Umfrage waren 2/3 dagegen, das waren doch sicher nicht alles nur ehemalige Stasileute? Ich finde wir sollten das machen, wenn Jochen Gauck seine 5 Jahre als Präsident hinter sich gebracht hat. Sicher ist sicher. Ich glaube in Hannover sind sie ganz froh, Wulff nicht schon zum Ehrenbürger gemacht zu habenJoachim Gauck wird ab 18.März in ein enges Korsett aus Terminen und Verpflichtungen gepackt werden, ständig von Medien und Öffentlichkeit kritisch beäugt. Es gibt, glaube ich, nicht viele Menschen die ihn um dieses Amt wirklich beneiden.Wir können ihm, von hier, aus Rostock nur Glück, Geschick und Gesundheit wünschen!Reinhard Knisch
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James Knis
Beschreibung
1948 in Rostock geboren, war immer hier und hat als Ingenieur, Betriebsratsvorsitzender und Gewerkschafter gearbeitet,jetzt tätig im Sozialmanagment.
verheiratet, 3 Kinder, zwei Enkel. Mitglied der Grünen und Kommunalpolitiker. Schreibt gerne Leserbriefe und stellt unbequeme Fragen.
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