Zur Qualität der Verpflegung in Rostocker Kindergärten

Prinzipiell kann über Qualität, Herkunft und Zubereitung seines Essens jeder selbst entscheiden. Problematisch wird es erst, wenn wir unsere Kinder auf industrielle Fertignahrung hin konditionieren. Und das beginnt bei denen, die wir mit am schlechtesten ausbilden und bezahlen - den Köchen. Das mag für Großküchenköche, die mit Neugier, Engagement und Experimentierwillen dabei sind, keine Rolle spielen. Aber gemeinhin findet man solche Köche in Kita- und Schul-Großküchen eher selten, vielmehr Menschen, die vor 30 Jahren Kochen gelernt und danach nie wieder eine Weiterbildung besucht haben. Und die prägen - oft unterbezahlt und bei mäßig offenen Betriebsklima - ganze Generationen von Kindern, deren Essverhalten, Geschmack und Anspruch. Auch wir sind am DDR-Schulessen nicht zugrundegegangen, aber das waren wenigstens noch nur sehniges Fleisch, halbgare Kartoffeln und zerkochter Kohl. Heute benötigt man allein zum Verständnis der Inhaltsstoffe ein Diplom als Lebensmittelchemiker. Wie wenig das Verständnis für zeitgemäßes Essen ausgeprägt ist, zeigt die Kindertagesstätte unserer Töchter. Allein die Frage: „Was genau ist eigentlich Biobrot?“, hat mich ein wenig fassungslos auf die Gesamtzusammenhänge des Kita-Essens blicken lassen. Da wird den Kleinsten das billigste Lidl-Dauerbrot vorgesetzt, abgepackte Industrie-Muffins und Trinkpäckchen mit klebrig-süßem Emulgatoren-Gesöff, von denen ich annahm, sie seien laut Genfer Konvention längst verboten. Und es ist schon erstaunlich, auf welche inneren Barrikaden man bei der Kita-Leitung, aber auch bei vielen Eltern trifft. Schon der „Frische“-Aspekt gilt als Überfremdung, wogegen man sich wehren müsse, um seine Identität zu wahren. Da fühlt man sich, als jemand, der sich gar nicht ideologisch sondern ganz pragmatisch bewusst zu ernähren meint, wie ein Kommunist auf einem CSU-Parteitag. Die Frage, ob und welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen eine solche verantwortungslose Prägung auf das Ess- und Kaufverhalten unseren Kindern hat, wird gar nicht erst gestellt.