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„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse

Wer Interesse hat und den kleinen Abstecher nach Neubrandenburg nicht scheut, sollte  diese sicher sehr informative Veranstaltung am 27. November besuchen:

Aspekte der Täterforschung vor dem Hintergrund der ehemaligen NS-„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse, Neubrandenburg27. November 2009, 10.00 - 17.00 UhrHochschule Neubrandenburg, Raum 416

Die ehemalige NS-„Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse wurde 1935 eingerichtet, bis 1943 waren dort über 10.000 Ärzte als Dozenten oder Teilnehmer von Kursen.

Diese Ärzte verstanden sich als medizinische Elite des NS-Staates, als die neuen „Gesundheitsführer des deutschen Volkes“ und wurden in den Schulungskursen auf die neuen organisatorischen, gesetzlichen und medizinischen Rahmenbedingungen eingeschworen.

Die Ereignisse in Alt Rehse stehen exemplarisch für den ideologischen, sozialen und standespolitischen Hintergrund, vor dem der Teil der Ärzteschaft agierte, der in Übereinstimmung mit den rassenpolitischen Zielen an den Maßnahmen des NS-Staates zur gesellschaftlichen Vorbereitung, Durchsetzung und Umsetzung von Zwangssterilisation, Kranken- und Patientenmorden („Euthanasie“), Menschenversuchen und Selektionen in den Konzentrationslagern beteiligt war.

Nur wenige Ärzte aus Alt Rehse werden direkt mit Kranken- und Patientenmorden und anderen medizinischen Verbrechen in Verbindung gebracht werden können. Aber ohne die weitgehende Unterstützung oder billigende Duldung der gesundheitspolitischen Ziele und Maßnahmen durch den größten Teil der damaligen Ärzteschaft wäre die flächendeckende Erfassung der Bevölkerung nicht denkbar gewesen, die letztendlich zur Erfassung derjenigen führte, die man den „Ausmerzen“ zuführte.

Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage nach den Biographien von Ärzten, die als Funktionäre des NS-Staates die maßgeblichen Leitlinien der NS-Gesundheitspolitik bestimmten und / oder als Dozenten ihre Vorstellungen in Alt Rehse vermittelten, sowie die Frage nach den Biographien von teilnehmenden Ärzten, um die mögliche Wirkung und Bedeutung dieser Kurse auf die ethischen Vorstellungen oder Auswirkungen auf die Lebenstationen bzw. Karriere abschätzen zu können.

Deshalb werden Aspekte der politischen Sozialisation, der Wechselwirkung von Mentalität und Ideologie, insbesondere in der Alterskohorte der damaligen Jungärzte, sowie die institutionellen Rahmenbedingungen im Prozess der Gleichschaltung im Kontext der Täterforschung zum „Dritten Reich“ zur Diskussion gestellt.

Gezeigt wird ein privates Filmdokument von einem Ärzte-Lehrgang in Alt Rehse 1939, es folgen Beiträge mit Diskussion zu den Themen:

Jungsein als politisches Gebot: Mediziner als „Kameraden“ der Jugend; Die SS-Mediziner Ernst Robert Grawitz und Karl Gebhardt. Zwei Karrieren; Ernst Günther Schenck - eine Ärztekarriere im Nationalsozialismus; Der stellvertretende Reichsgesundheitsführer Kurt Blome. Medizinische Forschungsförderungund ärztliches Fortbildungswesen im NS-Staat; Reichsärzteführer Leonardo Conti - eine nationalsozialistische (Familien-)Biographie.

 

Veranstalter:

  • Erinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt Rehse
  • Rosa-Luxemburg-Stiftung, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern

mit Unterstützung der Hochschule Neubrandenburg

Teilnahme kostenlos

Für Rückfragen steht zur Verfügung:

Dr. Rainer StommerErinnerungs-, Bildungs- und Begegnungsstätte Alt RehseGutshaus 117217 Alt Rehse

eMail: ebbaltrehseatt-online [dot] de