Transformation eines Klimagipfels
- ein kurzer Abriss der Transformation vom Hopenhagen zum Cop-enhagen zum Jokenhagen -
Viel falsch machen konnte ich vorher nicht. Mit meiner grundsätzlich pessimistischen Einstellung gegenüber dieses Klimagipfels blieb mir wenigstens die Enttäuschung über die Ergebnisse erspart. Was soll sich außer Lippenbekenntnissen auch für das Klima ergeben, wenn Staats- und Regierungsbeauftragte sich treffen, um über wirtschaftliche Optimierungen im globalen Kapitalismus zu reden?
Zu Recht forderte die radikale Klimabewegung einen "Systemwechsel statt Klimawandel" (system change not climate change).
Nicht erspart bleibt mir die Sorge um die Zukunft dieses Planeten und die Erkenntnis, dass sich finanzielle Weichenstellungen eben nur im besten Fall positiv auf den Umweltschutz auswirken. Die zugrunde liegende Wachstumslogik, bleibt als Übel und mit ihr Entscheidungen die immer einer maximalen Rendite dienen und eben gerade nicht der Gesundheit und dem Wohlergehen der gesamten Menschheit.
Die Veranstalter_innen versuchten im Vorfeld viel Vertrauen und Hoffnung für den Klimagipfel zu verbreiten. So wurde der Name der austragenden Stadt Kopenhagen in das bedeutungsschwangere Hopenhagen umgedichtet.
Den angereisten Aktivist_innen bot sich dann schon vor offiziellem Beginn ein anderes Bild. Während das Kongresszentrum gar nicht erst öffentlich zugänglich war, wurden selbstorganisierte Veranstaltungen und Unterkünfte massiv von der Polizei bedroht. Eine Schlafstätte von einigen hundert Menschen wurde nachts um zwei geräumt, mit der Begründung es handle sich um eine illegale Besetzung. Leider vergaßen die Beamten, sich vorher nach dem existierenden und rechtskräftigen Mietvertrag zu fragen.
Während der Großdemo an der schätzungsweise 100.000 Menschen teilnahmen wurde dann wahllos ein ganzer Block des bunten Zuges festgehalten. Ohne Anfangsverdacht, mussten etwa 900 Menschen mehrere Stunden bei minus Graden auf dem Asphalt sitzen. Hier lautete die Begründung in etwa: "es hätten sich ja militante Personen in der Gruppe befinden können".
Ähnliche Vorgänge wiederholten sich während der folgende Klimagipfelwoche. So dass aus dem Hopenhagen schnell ein Cop-enhagen (engl. cop = Polizist_in). Auch zwei Berichterstattende vom Rostocker Radio LOHRO haben direkte Erfahrung mit der sinnlosen Polizeigewalt gemacht. Sie wurden knapp zwei Wochen in Gewahrsam gehalten und anschließend ohne Verurteilung frei gelassen.
Schon vor der offiziellen Verkündung der Gipfelbschlüsse wandelte sich der Klimagipfel dann ein weiteres Mal. Trotz eindringlicher Warnungen und Aufforderungen von Regierungsbeauftragten aus Ländern, die besonders die Konsquenzen des Klimawandels spüren, zeichnete sich ab, dass es keine sinnvolle, nachhaltige oder sonst wie ansatzweise zufriedenstellende Ergebnisse geben werde. Selbst für Lippenbekenntnisse reichte es diesmal nicht. Alle Hoffnungen werden nun in den Klimagipfel 2010 in Mexiko gesteckt. Aus Hopenhagen wurde Cop-enhagen und zum Schluss Jokenhagen (engl. joke = Witz).
Und so gilt das Gleiche wie beim Atomausstieg: Alles muss man selber machen!
Für weitere Inspiration und Motivation folgen hier noch ein paar Lesetipps:
- schmokie's blog
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Ich mach hier mit, weil ktv-zone wech ist und es sonst keinen vernünftigen Überblick über außergwöhnliche Aktivitäten in der Stadt gibt.
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