Die Rostocker Presselandschaft am Beispiel eines Leserbriefs ...
Liebe Stadtgestalten,
anbei die Fassung meines heutigen Leserbriefes an den Warnowkurier, den dieser aber wohl nicht drucken wird. Insofern bin ich froh, dass es nicht nur formal unabhängige Medien wie dieses gibt, in denen diskutiert werden kann.
Der Brief befasst sich zwar nur mit einem Detailproblem, wirft aber für mich die grundsätzliche Frage nach der Rostocker Presselandschaft auf. Diese besteht aus zwei Lokalblättchen, die ihre Aufgaben inzwischen zu einem Gutteil durch Praktikanten erledigen lassen, sowie einer Anzahl von Anzeigenzeitungen. Bei letzteren kommt hinzu, dass der von mir im Leserbrief benannte „cm“ alias Christian Müller vom Warnowkurier der halben Stadt den Krieg erklärt zu haben scheint. Der aufmerksame Leser wird feststellen, dass unter dem Deckmantel journalistischer Berufung immer wieder gezielt Halbwahrheiten verbreitet werden. Prominente „Opfer“ des letzten Jahres waren so beispielhaft die Frieda 23, Frau Dr. Bachmann, die „SPD an sich“ und nunmehr eben die Rostocker Senatoren.
Werte Redaktion,
ihr Artikel in der Mittwochsausgabe des Warnowkuriers hat sich Ihr Mitarbeiter „cm“ mit der Wintersituation in Rostock befasst. Dieses erfolgte - wie leider in der Vielzahl seiner Beiträge – ungetrübt von jeder Sachkenntnis, dafür aber unter dem Banner sittlicher Empörung.
Es ist befremdlich und für einen Vertreter der schreibenden Zunft eher beschämend, wie hier verkürzte Sachinformationen zu einem Thema mit persönlichen Anfeindungen vermengt werden. Unbestreitbar hat es unsere Hansestadt in diesem Winter so schwer getroffen, wie seit dem Winter 1978/79 nicht mehr. Die Älteren werden sich sicherlich noch erinnern, wie die Stadt zum Erliegen kam. Hiervon kann heute bei weitem nicht die Rede sein. Sicherlich ist am manchen Stellen vieles verbesserungswürdig.
Aber was hat das Ganze mit dem Hauptwohnsitz des CDU-Senators Scholze zu tun? Gleichgültig, ob er aus familiären Gründen hier nur mit Nebenwohnsitz gemeldet ist - die Einberufung eines Krisenstabes in akuten Situationen ist richtig. Ebenso sinnvoll ist es, unnötige Autofahrten zu vermeiden – was übrigens aus ökologischen Gründen auch im Sommer gilt. Warum dann mit tiefer Bitterkeit festgehalten, dass diese Aufforderung nicht für die am Krisenstab Beteiligten galt, bleibt das Geheimnis von „cm“. Natürlich sollen die Leute ihre Arbeit erledigen können und dazu müssen sie vor Ort sein!
Auch das Lob an die Mitarbeiter der Stadtentsorgung, wie es ein Bürgerschaftsmitglied in der Sitzung am 3. Februar aussprach, ist nicht verfehlt. Seit Beginn der „Schneekrise“ arbeiten die Beschäftigten in 12-Stunden-Schichten. Aber natürlich reicht das nicht, um eine Stadt der Größe Rostocks binnen eines Tages komplett zu beräumen. Jedoch sind an vielen Stellen erst einmal die Hauseigentümer und Wohnungsgesellschaften in der Pflicht. Und gerade bei vielen Privaten hapert es da gewaltig. Immer getreu dem Motto: Der Frühling kommt bestimmt.
Vollkommen daneben ist die Bemerkung von „cm“, dass die öffentlichen Kontrollen der Räumung rund um das Rathaus versagt hätten. Im Zweifel hätte „cm“ als erster geschrien: „Bei sich reinigen die da oben zuerst!“
Ein Letztes zu den Kosten: Natürlich kostet es Geld, wenn man die Aufgabe der Räum- und Streupflicht auf einen Dritten überträgt. Dies gilt für die öffentliche Hand wie für Private. Es ergibt sich aber der Unterschied, dass die öffentliche Hand jemanden mit der Aufgabe betreuen muss. Es wird wohl kaum jemand erwarten, dass unser geschätzter Oberbürgermeister selbst dem Schneeschieber zur Hand nimmt! Und da sich auch aus lauter Gutmenschentum niemand finden wird (Wie wäre es mit Ihnen, „cm“?), werden wir als Rostocker Bürger das bezahlen müssen. Und dieses erfolgt dann, was ich als sinnvoll empfinde, über die Straßenreinigungsgebühren. Gemeinsamer Nutzen, gemeinsame Lasten.
Abschließend: Wenn die Presse ihrer Informationspflicht der Öffentlichkeit nicht nachkommt, ist sie bestenfalls überflüssig. Wenn sie bewusst verzerrend Personen beschädigen will, ist sie gefährlich und schadet der Stadt.
Wernher Scandieff, Rostock Evershagen
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