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Most wanted: Museumskonzept für Rostock

Eine Museumskonzeption gehörte schon lange zu den bisher unerledigten Hausaufgaben der Stadt, nun lag sie Entwurf vor. Im März 2010 soll diese Konzeption durch die Bürgerschaft beschlossen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dies nicht geschehen – statt dessen sollten wir froh sein, wenn sich 2010 eine breite, auf konkrete Ergebnisse orientierte Diskussion entwickelt, die zu einem tatsächlich tragfähigen Konzept führt.Denn in der Tat gibt es ein lebhaftes Interesse vieler Rostockerinnen und Rostocker, mitzudenken und mitzureden bei der Gestaltung der Rostocker Museumslandschaft und damit eines Teils der eigenen Vergangenheit. Die vielen Gedanken der agilen und tatkräftigen maritimen Vereine, der Fördervereine, der freien Kulturszene und vieler Einzelpersonen sollten einfließen in das Konzept. Das verlangt allerdings nicht nur mehr Zeit der Verantwortlichen, sondern auch Geduld, Toleranz , das Aushalten anderer, gar konträrer, selbst unsachlich vorgetragener und allein der Selbstdarstellung dienender Meinungen, die Vermittlung sachlicher und konkreter Informationen, aber auch der Mut zum endlichen Beschluss, eben all das, was Demokratie ausmacht und entweder zu üppig oder nicht gerade prächtig in Rostock ausgeprägt ist.

Kommentare

Kommentar von Peter Köppen

Bild von stadtgespraeche

Bereits 2004/05 erarbeitete eine vom OB im Juni 2004 berufene Expertenkommission Technik und Verantwortung „Empfehlungen an die Hansestadt Rostock, in welcher Weise die Industrie- und Technikgeschichte, vor allem hinsichtlich der Flugzeugindustrie und der Person Ernst Heinkel zur Zeit des Nationalsozialismus aufgearbeitet und präsentiert werden kann. Dabei soll die individuelle und gesellschaftliche Verantwortung der handelnden Personen und Gruppen sowie die Perspektive der Opfer des Nationalsozialismus einbezogen werden.“ (Bürgerinformationssystem, Vorlage - 0052/05-IV)In der bisherigen Diskussion zum Museumskonzept spielten die Ergebnisse kaum eine Rolle, die wenigsten kennen sie oder erinnern sich daran. Oder befördern die weiter existierenden unterschiedlichen Sichten auf das Verhältnis von Technik und Verantwortung das „Vergessen“? Wer die museale Darstellung von Technikentwicklung in erster Linie als eine Frage der Außenwirkung, des Marketings und der Aufwertung Rostocks als Wirtschaftsstandort betrachtet, möchte die Empfehlungen von 2004 wohl gerne in der Schublade vergilben lassen.Es ist ein Trauerspiel, mit welcher Ignoranz die Empfehlungen der Kommission in der Versenkung verschwanden und wie viel Zeit damit wieder verloren ging.Bereits 2004 hatte die Expertenkommission festgestellt: „Historische Forschung und Quellensicherung bilden die Grundlage für eine sachliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.“ Notwendig sei eine solide Grundlagenforschung. Nichts ist geschehen. Das Vorhaben, am Historischen Institut der Universität Rostock eine Honorarprofessur einzurichten, die Stadt und Universität nicht mehr als mit den Reisekosten belastet hätte, scheiterte an der völligen Gleichgültigkeit der Verantwortlichen an der Universität. Die Kommission hatte viele Einzelschritte in einem mehrstufigen Vorgehen empfohlen, in dem die Einwohner Rostocks auf unterschiedliche Weise eingebunden werden sollten und längerfristig ein attraktives, überregional bedeutsames Ausstellungsangebot entwickelt wird. Und sie machte ganz wesentliche Aussagen zum derzeit wieder so krampfhaft gesuchten Alleinstellungsmerkmal eines Technik-Museums (vgl. dazu Beitrag von Lutz Budraß in diesem Heft.)Wird es gelingen, diesmal das Knäuel aus unterschiedlichen Interessen und Sichten aufzulösen, das jahrelange Hin und Her der Diskussionen ohne klare Entscheidungen, die personellen Querelen und fachlichen Unzulänglichkeiten zu überwinden, die personellen und fachlichen, die finanziellen und wirtschaftlichen Ressourcen zu mobilisieren und das politische Durcheinander und Gegeneinander in Bürgerschaft und Verwaltung zu überwinden?Was würden Sie sagen, wenn schon nicht im März, aber eine überschaubare Zeit später ein erster Beschluss von der Bürgerschaft gefasst wird (ohne folgenden Widerspruch des OB!): „Das Traditionsschiff wird als ersten Schritt auf dem Weg zum Technikmuseum in den alten Hafen verholt und am günstigsten Platz für den Zugang vieler Besucher festgemacht. Schritt für Schritt werden entlang der Kaikante von den Silos bis zum zweiten großen noch stehenden Kran die Einzel-Exponate von den Freiflächen in Schmarl neu aufgestellt. Die von der Expertenkommission vorgelegten inhaltlichen Schwerpunkte und Arbeitsvorhaben sowie die zeitliche Abfolge der folgenden Arbeiten werden bestätigt.“Ich weiß, Sie sagen: unglaublich. - Aber vielleicht passiert auch in Rostock noch ab und an ein Wunder. ¬­

Pressemitteilung des Rostocker Friedensbündnisses, 4.3.2010

Bild von stadtgespraeche

Rostocker Technikmuseum nicht ohne friedenspolitische Expertise

 

In der vergangenen Woche hat die Stadt Rostock zur öffentlichen Diskussion ihres Museumskonzepts aufgerufen. Das Rostocker Friedensbündnis bietet seine Mitarbeit bei der Konzipierung des geplanten Museums für maritime Technik an. Dieses Museum soll unter anderem die Geschichte der lokalen Flugzeugindustrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellen. Diese Zeit ist gekennzeichnet durch die deutschlandweite unternehmerische Aktivität des Flugzeugbauers Ernst Heinkel, des Begründers der Heinkel-Werke, eines späteren Nationalsozialistischen Musterbetriebs mit umfangreicher Ausbeutung von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Unser Bündnis hat sich bereits im Prozess der Benennung des Rostock-Laager Flughafenterminals nach den Heinkel-Ingenieur Hans Joachim Pabst von Ohain, einem der Erfinder des Strahltriebwerks, in den Jahren 2004 und 2005 kritisch engagiert und unter anderem einen Reader mit Materialien zum Thema erarbeitet. Wir haben zu jeder Zeit darauf hingewiesen, dass die Stadt Rostock mit einem Namen und einer Rüstungsindustrietradition aus der faschistischen Vergangenheit für die Region als Technologiestandort wirbt. Gleichzeitig machen wir darauf aufmerksam, dass unter unter ebendiesem Vorzeichen in der Stadt gegenwärtig wieder Rüstungsfirmen und solche mit starker Rüstungssparte angesiedelt werden. Wir werden uns dafür einsetzen, dass dieser Zusammenhang in der Konzeption des Museums eine angemessene Berücksichtigung erfährt.

-- Rostocker Friedensbündnis (gemeinsames Postfach) http://www.rostocker-friedensbuendnis.de