Logo Stadtgestalten Rostock
Systemstatistik:
Fundiert, gehaltvoll, ambitioniert, sexy und auch mal schrill: stelle Deine Texte, Fotos, Gruppen und Veranstaltungen in Rostock vor und diskutier' mit anderen.
Registrier dich jetzt und sag es weiter!

Rosinenpicken im Städtischen Anzeiger 12/2010

Während der [[http://stadtgestalten.org/node/520|nunmehr siebenmonatigen Pause]] der periodischen Rückblicke auf den Städtischen Anzeiger hatte eigentlich jede/r von euch genug Zeit, diese - so wurde mir gesagt - durchaus beliebte Rubrik in Eigenregie zu übernehmen. Doch aus dem Walde dröhnte nur Schweigen. Also mache ich einfach mal unverdrossen - und diesmal hoffentlich mit einem längeren Atem - weiter. Los geht es also mit der Durchsicht des gerade gestern veröffentlichten aktuellen amtlichen Informationsblattes der Stadt.

Agenda 21: öffentliche Tagung

Am 30. Juni findet um 17:30 Uhr im Rathaus die [[http://rathaus.rostock.de/sixcms/detail.php?id=29962&_sid1=rostock_01.c.260.de&_sid2=rostock_01.c.291.de&_sid3=rostock_01.c.292.de|nächste Tagung des Agenda21-Rats]] statt. Thematisch wird es sich um Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung im Agenda21-Prozess drehen, sowie um den geplanten Ausbau des Seehafens und zu guter Letzt auch noch um eine nachhaltige Kulturentwicklung der Stadt.

Das Gesamtprogramm klingt natürlich für eine einzige Sitzung erstmal ziemlich sportlich. Zum Thema der Kulturentwicklung sollen dabei ein Vertreter der Hochschule für Musik und Theater und ein Mitglied des Kulturausschusses der Bürgerschaft ihre Vorstellungen von einer nachhaltigen Zukunftsvision vortragen. Angesichts dieses knappen Zeitplans wird das angekündigte "zur Diskussion stellen" wohl eher in einer kommunikation Einbahnstraße enden. Oder hat vielleicht jemand Einblick in den Diskussions- und Entscheidungsfindungsprozess dieses Gremiums und mag dieses Wissen teilen? Vielleicht ist die Diskussion ja auch eher als zeitversetztes Kommentieren geplant ...

Wohngebiet "Östlich der Stadtmauer"

Der Bebauungsplan für das neue Wohngebiet hinter der östlichen Stadtmauer wurde am 27. Januar beschlossen und tritt mit der gestrigen Veröffentlichung in Kraft. Nun können lediglich schwere Fehler zu nachträglichen Änderungen führen, sofern sie innerhalb eines Jahres eingereicht werden.

Ich hätte gern den Bebauungsplan verlinkt, aber ich wurde leider auf der unübersichtlichen Webseite des Rathauses nicht fündig. Anscheinend werden die Bebauungspläne nicht auf diesem Wege veröffentlicht. Stattdessen stieß ich auf die Seite [[http://www.rostock-expansion.de/b-plan-rostock.html|rostock-expansion.de]], die mit dem Rostocker Stadtwappen als Logo in der linken oberen Ecke einen offiziellen Eindruck macht und ankündigt, in Bälde Bebauungspläne zur Verfügung zu stellen. Eine genauerer Blick ins [[http://www.rostock-expansion.de/impressum.html|Impressum]] der Seite ergibt allerdings keinerlei Verbindung zur Stadtverwaltung, so dass die Verwendung des Stadtwappens verwirrt und [[http://www.rechtsanwaltmoebius.de/urteil/bgh_urteil_I-ZR-235-99_wappen-namensrecht.html|unzulässig zu sein scheint]].

Zur Erschließung des Wohngebiets schreibt die Stadt die Baumaßnahmen bezüglich der "Neuen Warnowstraße" für den Zeitraum von August 2010 bis Juni 2011 aus. Für mich überraschend war dabei die für die Aushändigung der Ausschreibungsunterlagen ("einschließlich einer Diskette/CD") fällige Gebühr von 195 Euro. In Zeiten nahezu kostenfreier elektronischer Datenvervielfältigung wirkt dieser Einstiegspreis auf mich etwas archaisch. Oder kennt jemand die zugrundeliegende Logik für die Höhe dieser Gebühr?

Städtischer Ferienplan für Kinder mit Werbung gespickt

Pünktlich vor dem Beginn der Ferienzeit veröffentlicht die Stadt einen aus Bundes- und Stadtmitteln finanzierten [[http://rathaus.rostock.de/sixcms/detail.php?id=29954&_sid1=rostock_01.c.265.de&_sid2=rostock_01.c.568.de&_sid3=rostock_01.c.80836.de&_sid4=&_sid5=|Überblick über die Freizeitangebote für Kinder]] während der Sommerferien. Verwirrenderweise wurde die Gestaltung der vorletzten Seite des Freizeitplans der lokalen Abeilung einer Kino-Kette überlassen. Zudem wird - über das gesamte Informationheft hinweg verteilt - in Form eines Gewinnspiels nach einem Lösungswort gesucht, das sich auf eine Rabatt-Aktion desselben kommerziellen Anbieters bezieht. Da beispielsweise in Schulen jede Art von Werbung (abgesehen von neutralem Sponsoring) [[http://www.verbraucherbildung.de/projekt01/d/www.verbraucherbildung.de/kinder_und_werbung/schulsponsoring/index.html|unzulässig ist]], bin ich unangenehm überrascht, dass sie in einer städtischen Informationsbroschüre für Kinder akzeptabel zu sein scheint.

Nachträgliche Anmerkung (20.06.2010): [[http://stadtgestalten.org/jpkeiper/profil|jpkieper]] wies in einem Kommentar darauf hin, dass Werbung an Schulen nicht (mehr) generell verboten ist.

Neuer Migrantenrat gewählt

Am 6. Juni konnten alle Einwohner der Stadt, die nicht ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft haben, den Migrantenrat neu wählen. Bei einer Wahlbeteiligung von nur 9% wurden drei Vertreter der Jüdischen Gemeinde, zwei Vertreter der links-alternativen Liste und je ein Vertreter der Liste "International" und der Vietnam-Liste, sowie der Einzelbewerber Heinz und ein Vertreter des Vereins "Freunde der russischen Sprache" gewählt.

Zusammenlegung von Ortsämtern

Die Ortsämter Warnemünde und Evershagen sind ab dem 18. Juni geschlossen. Sie werden mit den Ortsämtern Groß-Klein bzw. Lütten-Klein zusammengelegt.

Abriss als Energiesparmaßnahme

Im Rahmen des sogenannten Demontrationsbauvorhabens "PLUS Energie Schule" wird ein Teil-Flügel der ehemaligen Mathias-Thesen-Schule (heute: Teil des Gymnasiums Reutershagen) abgerissen. Diese Auslegung des Worts "Energieeffizienzsteigerung" lässt sich zwar leidlich erklären, sie klingt aber trotzdem für mich etwas kurios nach [[http://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech|Neusprech]] ...

Bei dieser Ausschreibung sind übrigens lediglich 5 Euro für die Aushändigung der Verdingungsunterlagen zu bezahlen.

Entsorgung gefährlicher Abfälle wird ausgeschrieben

Für die Jahre 2011 bis 2013 wird die Entsorgung gefährlicher Abfälle aus den Privathaushalten der Stadt durch das Amt für Umweltschutz neu (?) ausgeschrieben.

(auch hier sind lediglich 5,65 Euro für die Verdingungsunterlagen zu entrichten - vom Volumen des ausgeschriebenen Projekts scheint es also nicht abzuhängen ...)

Werbung, Werbung, Werbung ...

Seit der Ausgabe 21/2009, in der zwei von zwölf Seiten des Städtischen Anzeigers aus Werbung bestanden, hat sich einiges geändert.

Nun erreichte beispielsweise die Ausgabe 8/2010 eine sagenhafte Quote von sechs Werbeseiten bei zwölf Gesamtseiten.

In den letzten Ausgaben pendelte sich die Quote bei fünf Werbeseiten und einem Umfang von 16 Seiten ein.

An dieser Stelle wäre es spannend, zu erfahren, wie die vertragliche Regelung zwischen der Stadt und dem Vertreiber MV Media (bzw. OZ-Verlag, bzw. Axel-Springer-Verlag) aussieht. Laut den [[http://www.media-mv.de/mediadaten/mediadaten-stanz-2006.pdf|Mediendaten und Anzeigenpreisen des Vertreibers (von 2004)]] bringt jede zusätzliche Werbeseite etwa 3000 Euro (mit ein wenig Farbe) Zusatzeinnahmen (für den Verlag?). Die Steigerung von zwei auf fünf Werbeseiten bedeuten also beim zweiwöchentlichen Auflagenrhythmus etwa 234000 Euro Zusatzeinnahmen pro Jahr (wie gesagt: basierend auf den Anzeigenpreisen von 2004). Irre ich mich, oder liegt diese stillschweigende Einnahmesteigerung (an der die Stadt eventuell gar nicht beteiligt ist), oberhalb der städtischen Gesamtjahresförderung von JAZ, Stubnitz und Median, um die wir vor nicht allzu langer Zeit noch lautstark ringen mussten?

Quelle

Den inspirierenden Quell all dieser Informationshäppchen in Form des Städtischen Anzeigers 21/2010 findest du [[http://www.media-mv.de/ex_docs/20100616_sa.pdf|hier]].

Kommentare

Werbung faktisch nicht verboten

Bild von jpkeiper

In Schulen allgemein ist Werbung nicht verboten. Es findet sich auch kein Passus im Schulgesetz. Wie in dem Artikel erwähnt, ist es Sache der jeweiligen Schulkonferenz, einen solchen Beschluss durchzubringen.

Aber macht die Schulleitung da mit, wenn sie dadurch wichtige Drittmittel beziehen kann?

Macht die SchülerInnenvertretung da mit, wenn dadurch bspw. neue Headsets für die Aula oder ähnliches wegfallen?

Es ist ein generelles politisches Problem: Drittmittelaquise hat in der Schule nichts verloren.

Bei uns am Innerstädtischen Gymnasium bringen wir jetzt den Einwurf, dass zumindest Bundeswehrwerbeveranstaltungen verboten werden. Mal schauen, was die Eltern und LehrerInnen dazu sagen...

Ein erster Anfang. Das Problem bleibt. :)

erlaubte Werbung und Jugendoffiziere

Bild von lars

Danke für deine Klarstellung!

Ich habe die Formulierung im [[http://www.verbraucherbildung.de/projekt01/d/www.verbraucherbildung.de/kinder_und_werbung/schulsponsoring/index.html|verlinkten Artikel]] (Zitat: "Doch wo verlaufen die juristischen und pädagogischen Grenzen zwischen zulässigem Sponsoring und verbotener Werbung?") tatsächlich missverstanden. Dies habe ich nun im obigen Artikel entsprechend gekennzeichnet.

Leider ist zum Thema Werbung und Schulen nicht viel im Netz zu finden, außer vagen Andeutungen, dass irgendwann in den 90er Jahren das absolute Verbot von Werbung an Schulen aufgehoben wurde und seitdem die Landesschulgesetze (z.B. in [[http://www.schulministerium.nrw.de/Schulgesetz/paragraph.jsp?paragraph=99|NRW]]) und die betreffenden Gremien die Regeln dafür festlegen. Es macht sich an dieser Stelle schon fies bemerkbar, dass das Internet erst Ende der 90er wirklich breite Verbreitung fand und gesellschaftliche Vorgänge aus der Zeit davor nur schlecht dokumentiert und durch offizielle Dokumente untermauert sind.

Den Rahmen für Werbung an Schulen in MV scheint übrigens folgendes Dokument zu definieren: [[http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_id=44|Empfehlungen zur Werbung, Erhebung von Geldspenden, ... an öffentlichen Schulen]] (Verwaltungsvorschrift des [[http://www.bm.regierung-mv.de/|MBWK]]).

Deine (jpkeiper) Haltung gegenüber Werbung in Schulen teile ich. Verkürzt gesagt lässt sich aus meiner Sicht Drittmittelfinanzierung für Bildungsanstalten nur begründen, wenn man daran glaubt, dass privatwirtschaftliche Unternehmen in der Lage (bzw. willens) sind, Ressourcen effizienter und zielgenauer in zukunfts- und gemeinwohlorienter Weise zu verteilen, als dies gesellschaftliche Institutionen könnten. Mir persönlich fehlt dieser Glaube.

Ich freue mich, dass ihr am Innerstädtischen Gymnasium daran arbeitet, von Besuchen der "Jugendoffiziere" (der passende Artikel bei Wikipedia ist nicht zitierfähig, da er einer Bundeswehr-Werbebroschüre entnommen zu sein scheint) verschont zu bleiben. Vor kurzem war ja erfreulicherweise die Schülervertretung einer Berliner Schule [[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0520/berlin/0092/index.html|in ihrem Bemühen erfolgreich]]. Weiß jemand, ob es noch weitere Schulen in Rostock mit ähnlichen Bestrebungen gibt?

@jpkeiper:

Meine Schulzeit liegt schon eine Weile zurück - ich habe also keinen Bezug zur aktuellen Realität von Sponsoring und Werbung in der Schule. Kannst du uns vielleicht einen kurzen Überblick geben, ob und wie Schüler_innen im Innerstädtischen Gymnasium derzeit damit in Berührung kommen?

BürgerInnenbeteiligung

Bild von klux

mich würde ja sehr interessieren, welche Formen der BürgerIn Beteiligung es in Rostock gibt. Um welche neuen Formen geht es denn konkret bei dem Agendarat und aus welcher Motivation heraus?

 

noch was: geht jemand zu dem

Bild von klux

noch was: geht jemand zu dem Agendarat am 30. Juni? Dann können wir ja gemeinsam Punkte sammeln, die wir dort anbringen sollten. Ein guter Ort um Inhalte, Gedanken... (auch anonym) zu sammeln ist www.wortschlucker.de. Ich habe mal eine Umfrage eingerichtet. http://wortschlucker.de/z4eje10a9nnsyc3t   also schreibt was dazu und dann frischen wir den Rat mal mit neuen Gedanken auf...